Dorothea Gädeke
Klangkörper Zunge
Freitag, 2. November, 14h00 – 16h00 [ausgebucht]
zusätzlicher Kurs aufgrund der großen Nachfrage:
Donnerstag, 1. November, 15h00 – 17h00
Die Zunge – das „wilde Tierchen“ – ist ein wahres Chamäleon an sensorischen und motorischen Möglichkeiten: Saugen, Mahlen, Schlucken, Schmecken, Tasten, alle möglichen Formen des lustvollen Kontakts. Durch das lymphatische Gewebe im Zungengrund ist sie ein wichtiges Organ für die Immunabwehr und last but not least für das Sprechen und Singen. In vielen Sprachen wird für Zunge und Sprache dasselbe Wort verwendet.
Die Zunge ist gut innerviert und besteht aus einer Vielfalt an Muskeln auf engstem Gebiet sowie einer großen Fläche Schleimhaut –, dem Gewebe, das Schwingungen weiterleitet. Als „Problemfeld Zunge“ wird sie bisweilen als zu zähmendes Organ verstanden, das „gehorchen“ soll. Das kann dazu führen dass die „Arbeit“ an der Zunge in erster Linie aus Übungen zur Zungenmotorik besteht und der Reichtum an sensorischen Möglichkeiten außer Acht gelassen wird.
Die Grundfrage des Workshops lautet: Wenn der Zunge ihre Freiheit gegeben wird, was nutzt es dem Sprechen und Singen? Wir werden die Aufmerksamkeit auf die Sensorik der Zunge richten. Durch die Fokussierung auf die Schwingungsempfindung der Zunge beim Singen und Sprechen erforschen wir die klangliche Mitteilung an den gesamten Körper.
Eine kleine Auswahl der vielen konträren Aussagen von Stimmprofis zum heiß umstrittenen Thema „Zunge“:
„Nicht artikulieren, sondern vokalisieren“
(Giambattista Mancini,1716-1800)
„Für den Sänger gibt es gegen ein polyphones und indiskretes Orchester eine Stoßwaffe: die Konsonanten!“
(Richard Strauss 1864-1949)
„Zungenmethode für alle ist mechanistische Vergewaltigung“
(Franziska Martienßen-Lohmann, 1887-1971)
„Der Rücken der Zunge steuert den Atem und den Ton“
(Lili Lehmann, 1848-1929)